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Fütterung bei Krebs

23. Juni 2022

Die Diagnose Krebs ist zunächst niederschmetternd und sie kommt gefühlt einem Todesurteil gleich.

Da spreche ich leider aus Erfahrung. Im Februar 2020 wurde meine Hündin Luna am Gesäuge operiert und der histologische Befund brachte die Gewissheit – Adenokarzinom. Krebs!

Ich war am Boden zerstört und fühlte mich wie gelähmt. Als ich langsam wieder Boden unter den Füßen hatte, wurde mein Kampfgeist geweckt und ich wollte den Krebs mit allen Mitteln bekämpfen. Doch alleine die Gedanken an „Kampf und kämpfen“ lösten einen inneren Widerstand aus. Ja, ich wollte unbedingt handeln, um ein Rezidiv zu verhindern, aber ich wollte nicht kämpfen. Ich wünschte mir wieder ein positives Gefühl und ein ganzheitliches Behandlungskonzept. Ich brauchte Zuversicht und eine positive Ausrichtung für mich und meine Luna. Durch Kampf kann nichts Gutes entstehen und besonders in der Krebstherapie spielt die innere Einstellung und positive Ausrichtung eine große Rolle.

Daher half es mir, erst einmal zu verstehen, wie Krebs so tickt. Ich bin zwar Tierheilpraktikerin und führe nun schon seit 10 Jahren meine Patienten durch schwierige Situationen, aber wenn es um meinen eigenen Hund geht, bin ich ein Tierbesitzer wie jeder andere auch. Da ist jeder medizinische Hintergrund nebensächlich. Daher wollte ich den Krebs näher kennenlernen und verstehen, was ihn so erfolgreich macht. Wie entsteht Krebs, was haben wir für Behandlungsmöglichkeiten und wie kann ich eine Rückkehr, also ein Rezidiv,  verhindern?

Wie entsteht Krebs?

Die Entstehung von Krebszellen ist ein komplexer Vorgang, deshalb versuche ich es einfach und kurz zusammenzufassen. Unter Krebs verstehen wir bösartige Tumore, die aus körpereigenen Zellen entstehen. Nicht jeder Tumor (Geschwulst) ist bösartig, es gibt auch gutartige Tumore wie z.B. Fettgeschwulste. Doch wie wird aus einer Zelle nun ein bösartiger Tumor?

wurster krebs

 

Befindet sich ein gesundes Tier im Gleichgewicht, der sogenannten Homöostase, sterben alte oder kranke Zellen ab und werden durch neue, gesunde Zellen ersetzt. Der natürliche Kreislauf des Lebens. Durch verschiedene Risikofaktoren wird diese Homöostase empfindlich gestört und das Erbgut einiger Zellen kann sich verändern.

Einige Risikofaktoren

  • Entzündungen
  • Stress
  • Falsche Ernährung
  • Übergewicht und Bewegungsmangel
  • Chronische Erkrankungen mit Dauermedikationen
  • Hormonelle Schwankungen
  • Bakterien, Viren und Parasiten
  • Umweltfaktoren, E-Smog und Strahlung
  • Chemikalien
  • Erbliche Vorbelastung

Jedes Tier trägt latent Krebszellen in sich und in den meisten Fällen werden die Schäden im Erbgut erkannt und vom Körper repariert. Mit zunehmendem Alter und je mehr Risikofaktoren ein Tier in seinem Leben ausgesetzt wird, umso höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass Schäden im Erbgut unerkannt bleiben und eine Krebserkrankung daraus entsteht. Daher sind ältere Tiere häufiger von Krebs betroffen als jüngere.

Eine Krebserkrankung beginnt zunächst in einer einzelnen Zelle. Hier können durch die o.g. Faktoren Schäden an der DNA dieser Zelle entstehen, was zur Veränderung der Zellbiologie führen kann. Durch die veränderte Zellbiologie besitzt nun die Tumorzelle die Fähigkeit, sich unkontrolliert zu teilen und in gesundes Gewebe oder Organe zu infiltrieren.

Dieses Wachstum benötigt viel Energie, welche dem übrigen Organismus entzogen wird. Das schwächt ein krebskrankes Tier zusätzlich und zehrt aus. Mit einem geschwächten Körper hat der Krebs leichtes Spiel und kann sich z.B. durch Metastasen (Tochtergeschwüre) über das Blut- und Lymphsystem weiter im Körper ausbreiten. Ein Teufelskreis also, der zum stetigen Verfall des Körpers führt.

Krebszellen sind sehr anpassungsfähig und können sich schnell an neue Bedingungen anpassen. Sie besitzen die Fähigkeit, sich zu tarnen, um dem Immunsystem mit seinen Killerzellen zu entkommen oder entwickeln Resistenzen gegenüber der Therapie. Außerdem können sie die Apoptose, den programmierten Selbstmord einer Zelle, umgehen. Gesunde Zellen können sich selbst zerstören, wenn sie merken, dass sie fehlerhaft sind. Bei Krebszellen versagt jedoch dieses körpereigene Reparatursystem und die Tumorzellen können dadurch weiter entarten und wachsen. Aber warum erzähle ich Ihnen das alles?

Wenn ich weiß, wie sich der Krebs verhält, kann ich mir das in der Therapie zu Nutze machen. Es geht also darum, den Krebs in seinem Wachstum zu hemmen und ihm die Energie zu entziehen, die er für sein schnelles Wachstum benötigt. Außerdem wäre eine Enttarnung der Krebszellen wünschenswert, damit die Tumorzellen für das Immunsystem wieder sichtbar werden und das körpereigene Reparatursystem in Kraft treten kann. Ziel der Therapie muss es also sein, den Körper zu stärken, damit er in die Selbstregulation gehen kann und gleichzeitig den Krebs zu schwächen.

Was gibt es für Behandlungsmöglichkeiten?

Es gibt inzwischen sehr viele Behandlungsmöglichkeiten und auch die Forschung in der Tiermedizin arbeitet hier fieberhaft an der Weiterentwicklung. Diese Tatsache hat mich sehr beruhigt – es gibt Hoffnung, die Diagnose bedeutet nicht zwangsläufig ein verfrühtes Todesurteil.

Schulmedizinisch gibt es klassischerweise drei Ansätze, wie im Humanbereich auch. Die chirurgische Entfernung des Tumors, Chemotherapie oder Bestrahlung. Nach der Entfernung von Lunas Tumor, war die Frage, ob wir eine schulmedizinische Nachbehandlung wünschen. Luna und ich sind überein gekommen, dass weder Chemotherapie noch Bestrahlung für uns in Frage kommen. Das ist eine sehr wichtige Entscheidung, die jeder Tierbesitzer für sich treffen muss. Das ist immer eine individuelle Entscheidung, die vom jeweiligen Tier, seinem Gesundheitszustand und auch der Krebsart und Lokalisierung im Körper abhängt. Zudem spielt die eigene Einstellung und auch die Angst eine große Rolle. Ich kann Ihnen daher nur empfehlen, sich zu informieren, die Vor- und Nachteile abzuwägen und dann auf Ihr Herz und Bauchgefühl zu hören.

Naturheilkundlich gibt es ein sehr breites Spektrum an begleitenden Therapiemaßnahmen. An erster Stelle sollte immer die Umstellung auf eine gesunde und artgerechte Ernährung stehen. Denn diese ist bei Hunden und Katzen von Natur aus schon sehr nah an der ketogenen Diät. Allerdings sind viele Fertigfuttermittel fernab dieser natürlichen Ernährung. Durch Getreide sind sie oft sehr kohlenhydratlastig und mit künstlichen Zusatzstoffen versetzt.

In der Krebstherapie spielt die Ernährung eine zentrale Rolle, denn sie setzt den Rahmen für alle weiteren Therapieansätze, egal ob schulmedizinisch oder naturheilkundlich.

Einige naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten

  • Ernährungsumstellung auf natürliche Futtermittel
  • „Ketogene Diät“
  • Mykotherapie mit Vitalpilzen
  • Klassische Homöopathie
  • Enzym-Therapie
  • Misteltherapie
  • Bioresonanz
  • Akupunktur
  • Phytotherapie mit Kräutern

Ziel der Ernährung

In der Krebstherapie hat die Ernährung zwei wichtige Aufgaben. Zum einen soll sie krebshemmend agieren und zum anderen nährend und aufbauend wirken, um dem Körper eine gesunde Basis zur Selbstregulation zu bieten.

Eingangs habe ich bereits erwähnt, dass Krebszellen viel Energie benötigen. Die Glukose aus den Kohlenhydratquellen bietet den Krebszellen schnell verfügbare Energie für ihr Wachstum. Bei der ketogenen Diät geht man davon aus, dass Krebszellen keine Energie aus Fett gewinnen können, im Gegensatz zu den gesunden Körperzellen. Daher wird in der Krebstherapie protein- und fettreich gefüttert. Kohlenhydratquellen wie Getreide, Kartoffeln und Reis werden gemieden. Außerdem soll kohlenhydratreiches Gemüse und sehr zuckerhaltiges Obst vermieden werden.

Bei glutenhaltigem Getreide geht es nicht nur um den Kohlenhydratanteil sondern auch um seine entzündungsfördernde Wirkung. Gluten ist das Klebereiweiß aus Getreide (z.B. Weizen, Dinkel, Gerste oder Roggen). Besonders Gliadin, eine Proteinfraktion des Glutens, kann Allergien und Unverträglichkeiten hervorrufen. Dadurch ist es auch bei entzündlichen Prozessen im Körper beteiligt, welche wir bei Krebspatienten unbedingt vermeiden möchten. Daher ist von Trockenfutter während einer Krebstherapie unter allen Umständen abzuraten.

Die Ketogene Diät

Vielleicht kennen Sie die ketogene Diät aus dem Humanbereich als eine Art Low-Carb-Diät zum schnellen Abnehmen. In der Behandlung von Krebs und auch Epilepsie wird diese Ernährungsform eingesetzt, um durch das Fehlen von Kohlenhydraten die Ketose, den sogenannten Hungerstoffwechsel, zu erzielen. Aus Kohlenhydraten kann der Körper schnell Energie gewinnen. Fehlen diese, braucht der Körper andere Energiequellen. Daher werden in der Leber Fette zu Ketonkörpern umgebaut. Aus diesen Ketonkörpern kann der Körper nun seine Energie gewinnen. Man geht davon aus, dass Krebszellen daraus keine Energie gewinnen können, was sie langfristig im Wachstum hemmen soll.

Zudem wird vital- und nährstoffreich gefüttert, damit der Körper optimal mit Nährstoffen versorgt wird. Ein kranker, geschwächter Organismus hat nicht mehr dieselbe Resorptionsfähigkeit wie ein gesunder Körper. Daher ist es wichtig, frische nährstoffreiche Komponenten zu verwenden. Kennen Sie den Buchtitel: „Krebszellen mögen keine Himbeeren“? Diesen Leitsatz mache ich mir bei Ernährungsplänen für Krebspatienten zunutze und verwende Lebensmittel, die nährstoffreich und krebswidrig sind. Wenn möglich, baue ich regionale Komponenten ein, am besten aus biologischer Herkunft. Es sollten jegliche Chemie oder Zusatzstoffe vermieden werden, um den Körper nicht weiter zu belasten.

Futtermittelkomponenten in der ketogenen Diät

  • Durchwachsenes Fleisch
  • Fetter Fisch z.B. Lachs oder Forelle
  • Milchprodukte wie z.B. Schafjoghurt oder Ziegenkäse
  • Eier
  • Nüsse und Samen z.B. Walnüsse, Leinsamen oder Chiasamen
  • Grünes Gemüse wie Spinat, Zucchini oder Blattsalate (kohlenhydratarm)
  • Wildkräuter wie Löwenzahn, Spitz- und Breitwegerich
  • Gesunde Öle wie z.B. Lachsöl, Kokos- oder MCT-Öl
  • Zuckerarme Obstsorten wie z.B. Beeren

Um den Verdauungstrakt zu entlasten und den größtmöglichen Nutzen aus der Nahrung ziehen zu können, sind Verdauungsenzyme eine tolle Möglichkeit. Sie helfen dem Körper die aufgenommene Nahrung aufzuspalten und steigern damit die Chance, dass mehr Nährstoffe aufgenommen werden. Ich muss allerdings gestehen, dass so manche Katze von Enzymgaben nicht so angetan ist. Generell sind Katzen dafür bekannt, nicht die einfachsten Patienten zu sein. Aber ich darf Sie beruhigen, wir haben bisher noch immer eine Möglichkeit gefunden, wie es für Katzenbesitzer machbar ist, gesunde und artgerechte Nahrungsmittel sowie sinnvolle Nahrungsergänzungen in den Stubentiger zu bekommen.

Sinnvolle Nahrungsergänzungen für Krebspatienten

  • Hagebuttenpulver für eine natürliche Vitamin C-Ergänzung
  • Vitamin-B-Komplex
  • Verdauungsenzyme zur optimalen Aufschlüsselung der Nahrung
  • MSM (schmerz- und entzündungshemmend)
  • Vitalpilze z.B. ABM

Bei der Auswahl von Nahrungsergänzungsmitteln muss unbedingt darauf geachtet werden, dass sie natürlichen Ursprungs sind. Es sollte gänzlich auf synthetische Vitamine, Aroma- oder Konservierungsstoffe verzichtet werden, da diese mit zu den Risikofaktoren für Krebs gehören.

Zudem dürfen Vitalpilze auf dem Speiseplan eines Krebspatienten nicht fehlen. Die Mykotherapie ist für mich inzwischen unverzichtbar bei onkologischen Futterplänen. Es gibt zahlreiche klinische Studien, welche die krebshemmende und auch metastasenhemmende Wirkung der Vitalpilze belegen. Zudem haben sie die wunderbare Eigenschaft, Krebszellen zu enttarnen und sie damit wieder für das Immunsystem sichtbar zu machen. Je nach Krebsart kommen unterschiedliche Vitalpilze zum Einsatz. Daher bedarf es einer umfassenden Anamnese und individuellen Zusammenstellung.

Mit Krebserkrankungen geht oftmals eine Multimorbidität des Körpers einher. Das bedeutet, dass der Körper mehrere gesundheitliche Probleme mitbringt. Patienten die eine Chemotherapie durchlaufen haben oder schwere Operationen hinter sich haben, denen ist oft der sprichwörtliche Appetit vergangen. Daher muss die Ernährung individuell an den Gesundheitszustand und die Bedürfnisse des jeweiligen Tieres angepasst werden. Deshalb empfehle ich den Gang zum Ernährungsberater, der einen individuellen Ernährungsplan für Ihr Tier ausarbeitet.

Sollten Sie einen Krebspatienten zu Hause haben, wünsche ich Ihnen alles Liebe und viel Kraft. Sie sind leider nicht alleine, denn die Zahl der Krebserkrankungen nimmt weiter zu, was mich zum Abschluss zu einem wichtigen Thema bringt – die Krebsprävention. Schon in jungen Jahren können wir einen guten Grundstein für unsere Tiere legen, in dem wir von Anfang an Risikofaktoren minimieren und auf eine gesunde und artgerechte Ernährung achten!

 

Gastbeitrag unserer Dozentin aus der Ernährungsberatung für Hunde und Katzen Nicole Wurster, www.kompetenz-tierzentrum.de

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