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Öle in der Hundeernährung

08. März 2021

Immer und immer wieder fällt mir auf, dass Öle in ungeeigneten Flaschengrößen und Verpackungen gekauft sowie falsch gelagert werden. Auch das Bewusstsein für die Wahl des richtigen Öls ist oftmals nicht gegeben. Daher greife ich das Thema „Öl in der Hundeernährung“ an dieser Stelle auf.

Auch Katzen- und Pferdehalter dürfen sich angesprochen fühlen und weiterlesen ;-). Pferdehalter vor allem bezüglich der richtigen Lagerung. Zu oft habe ich bereits durchsichtige Plastikflaschen in großen Mengeneinheiten bei 30 Grad im Stall stehen sehen.

Aber beginnen wir von vorne:

Warum sollten Hunde und Katzen überhaupt Öl ins Futter bekommen?

Öle liefern neben Kalorien vor allem auch wichtige Fettsäuren. Für Hunde und Katzen sind einige ungesättigte Fettsäuren essentiell. Dazu zählen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.

Essentielle Fettsäuren sind Fettsäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann und auf deren Zufuhr durch Nahrung er somit unbedingt angewiesen ist.

Essentiell für Hunde und Katzen sind die Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure (ALA) und die Omega-6-Fettsäure Linolsäure. Zur Omega-3-Familie gehören auch EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure), welche in der Hundeernährung von größter Bedeutung sind. Bei ALA handelt es sich um die Vorstufe von EPA und DHA. Was es damit genau auf sich hat, wird im weiteren Verlauf noch erklärt.

Je nach Art haben Fettsäuren eine unterschiedliche Wirkung im Stoffwechsel – ein wichtiger Unterschied besteht hier zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.

Omega-6-Fettsäuren weisen teilweise entzündungsfördernde Eigenschaften auf, wohingegen Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend wirken. Zwar sind beide Arten wichtig, sollten aber in einem bestimmten Verhältnis zueinanderstehen.

In der Natur liefern Beutetiere ausreichende Mengen dieser Fettsäuren in einem günstigen Verhältnis. Das liegt daran, dass diese Beutetiere in ihrer natürlichen Umgebung leben und artgerechtes Futter aufnehmen. Dies wirkt sich auf die Zusammensetzung des Fetts im Fleisch aus. Dagegen weist Fett von Schlachttieren aus Massentierhaltung eine weniger gute Fettsäurenzusammensetzung auf – es ist unnatürlich Omega-6-Fettsäuren-lastig. Das Verhältnis von Omega-3- zu Omage-6-Fettsäuren ist somit ungünstig.

Fettsäurenverhältnis von Schlachttieren aus Massentierhaltung: 1:13,6

Fettsäurenverhältnis von Schlachttieren aus Weidehaltung: 1:2,2

Das Problem an diesem ungünstigen Verhältnis ist, dass wie bereits erwähnt, Omega-6-Fettsäuren teilweise entzündungsfördernde Eigenschaften aufweisen. Das Richtung Omega-6-Fettsäuren verschobene Fettsäurenverhältnis in Fleisch aus Massentierhaltung kann mittels eines Omega-3-Fettsäuren-lastigen Öls ausgeglichen werden. Wer Fleisch aus Weidehaltung oder von wildlebenden Tieren verfüttert, braucht hingegen nichts auszugleichen. Wichtig: Auch bei ausschließlicher Fütterung von Bio-Fleisch kann die Zugabe eines Omega-3-lastigen Öls erforderlich sein. Bio bedeutet nicht automatisch, dass die Schlachttiere auf einer Weide gehalten wurden und somit ein ausgeglichenes Fettsäurenverhältnis aufweisen.

Welche Öle sind geeignet?

3- wie Omega-6-Fettsäuren. Bei vielen anderen Pflanzenölen, wie beispielsweise Sonnenblumen-, Distel-, Oliven-, Kürbiskern-, Mandel-, Walnuss-, Raps-, Sesam-, Soja-, Maiskeim- und Erdnussöl ist das Verhältnis umgekehrt. Sie verfügen über mehr Omega-6- als Omega-3-Fettsäuren. Mit diesen Ölen kann das Fettsäurenverhältnis in Richtung Omega-3 demnach keinesfalls verbessert werden. Es macht somit keinen Sinn solche Öle in der Ernährung von Hunden und Katzen einzusetzen.

Verhältnis Omega-3 : Omega-6 bei Pflanzenölen

(Das Verhältnis unterliegt, wie bei jedem Naturprodukt, natürlichen Schwankungen.)

Kokosöl/ Kokosfett:
Butter:
Ghee
Distelöl ca. 1:160
Sonnenblumenöl ca. 1:120
Kürbiskernöl: ca. 1:110
Maiskeimöl: ca. 1:52
Mandelöl: ca. 1:48
Sesamöl: ca. 1:22
Olivenöl ca. 1:10
Sojaöl: ca. 1:8
Weizenkeimöl: ca. 1:7
Walnussöl: ca. 1:4
Rapsöl: ca. 1:3
Hanföl ca. 1:3
Borretschöl: ca. 1:2
Chiasamenöl: ca. 3:1
Leinöl: ca. 3:1

Beim Einsatz von Ölen wird zwischen sogenannten Basis-Ölen und Ölen, die einem therapeutischen Zweck dienen, unterschieden. Unter einem Basis-Öl versteht man Omega-3-Fettsäuren-lastige Öle, welche ein regelmäßiger Fütterungsbestandteil sind.

Öle, welche therapeutischen Zwecken dienen, werden hingegen nur gezielt in bestimmten Situationen (z. B. bei Haut- und Fellproblemen) eingesetzt. Sie werden in der Regel eher sparsam dosiert und ersetzen das Basis-Öl nicht. Nachtkerzen- oder Borretschöl zählen beispielsweise auch zur Gruppe der Pflanzenöle. Sie sind zwar nicht Omega-3-Fettsäuren-überschüssig, können jedoch von therapeutischer Bedeutung sein.

Öle, welche sich hervorragend als Basis-Öl eignen, sind Fisch- oder Lachsöl. Sie haben den entscheidenden Vorteil, dass die Omega-3-Fettsäuren bereits direkt in Form von EPA und DHA vorliegen und nicht erst aus Alpha-Linolensäure (ALA) umgewandelt werden müssen.

Diese Umwandlung ist nämlich äußerst ineffizient. Bei Hunden ist davon auszugehen, dass die Umwandlungsrate im niedrigen einstelligen Bereich liegt, wenn sie überhaupt vorhanden ist. Sprich, der Hund kann Omega-3-Fettsäuren in Form von ALA nicht gut verwerten.

Warum Pflanzenöle nicht geeignet sind

Das Problem bei Pflanzenölen, wie beispielsweise Leinöl, ist, dass die Omega-3-Fettsäuren hauptsächlich in Form von ALA vorliegen und der Hund diese nicht effektiv in EPA und DHA umwandeln kann. Bei Katzen funktioniert diese Umwandlung sogar überhaupt nicht! Daher sollte bei Katzen komplett auf Pflanzenöle verzichtet werden.

Nierenkranke Hunde sollten ebenfalls kein Pflanzenöl bekommen, da es sich negativ auf ihren Organismus auszuwirken scheint.

Außerdem vertragen einige Hunde kein Leinöl und bekommen davon beispielsweise Juckreiz oder reagieren mit entzündeten Ohren.

Die richtige Aufbewahrung und Flaschengröße

Die Art der Aufbewahrung hat einen großen Einfluss auf die Haltbarkeit eines Öls! Wird es nicht richtig gelagert, wird es schnell bitter und/oder ranzig.

Öl ist daher immer vor Wärme, Licht und Luft zu schützen! Spätestens nach Anbruch sollte es ausschließlich, kühl und lichtgeschützt, im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Öle sollten nur in dunklen Verpackungen, vorzugsweise aus Glas gekauft werden. Außerdem ist es sinnvoll es nur in Mengen zu erwerben, welche ein rasches Aufbrauchen ermöglichen.

Haltbarkeit des Öls verlängern

Der Vitamin E-Bedarf von Hunden steigt deutlich an, wenn sie mehrfach ungesättigte Fettsäuren aufnehmen. Der Grund dafür ist, dass diese Fettsäuren oxidieren. Dieser Prozess nennt sich Lipidperoxidation und löst im Körper eine Kettenreaktion aus, welche Zellschäden verursacht. Dies begünstigt wiederum gesundheitliche Folgen wie Leber- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen oder Krebs.

Aus diesem Grund ist es wichtig, den eingesetzten Ölen Vitamin E hinzuzufügen. Dieses agiert als Antioxidans und ist in der Lage die Lipidperoxidation zu unterbrechen.

Außerdem ist die Haltbarkeit einer einmal geöffneten Flasche Öl leider sehr begrenzt. Öl beginnt nach Anbruch bereits nach ca. 6 bis 8 Wochen ranzig zu werden. Neben der richtigen Lagerung lässt sich die Haltbarkeit des Öls mit Zugabe von Vitamin E auf bis zu 12 Wochen verlängern.

Natürliches Vitamin E wird von Hunden wesentlich besser aufgenommen als synthetisches und hat keine gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen. Zu erkennen ist die natürliche Variante an der Bezeichnung RRR-α-Tocopherol.

Im Handel sind Öle erhältlich, welche bereits vom Hersteller mit Vitamin E versehen wurden. Hier kann selbstverständlich auf eine Vitamin E-Zugabe verzichtet werden.

Qualität

Eine gute Qualität ist bei Fisch- oder Lachsöl unabdingbar.

Beim Kauf der Öle sollte aufgrund der Belastung der Meere mit Schwermetallen (u. a. Blei und Quecksilber) sowie anderen Giften auf schadstoffgeprüfte Produkte zurückgegriffen werden. Auch Fisch aus Aquakulturen zählt zu den sehr belasteten Lebensmitteln.

Neben einem schonenden Herstellungsverfahren, bei dem so viele der natürlichen Inhaltsstoffe wie möglich erhalten bleiben, spielt auch der Fettsäurengehalt eine wichtige Rolle. Der Gehalt von EPA und DHA sollte möglichst hoch liegen – empfehlenswert sind mindestens 20 %. Damit kann mit einer sinnvollen Ölmenge eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren erreicht werden. Die Spannweite hinsichtlich der Omega-3-Fettsäuren, der im Handel erhältlichen Fisch- oder Lachsöle, klafft teils weit auseinander – das liegt neben dem Herstellungsverfahren auch an den verwendeten Rohstoffen. Werden zur Ölgewinnung ganze Fische verarbeitet, fällt der Gehalt von EPA und DHA im fertigen Öl höher aus, als wenn nur Fischkarkassen und –köpfe verwertet werden. Es spielt auch eine Rolle, ob der Fisch aus Aquakulturen oder aus Wildfang stammt. Wilde Fische können sich natürlich bewegen und ernähren und weisen somit einen höheren Gehalt an Omega-3-Fettsäuren auf.

Bei einem Öl mit einem Gehalt an EPA und DHA mit 30 % kommt man mit weniger Menge aus, um Omega-3-Fettsäuren entsprechend zuzuführen, als mit einem Öl, bei dem der Gehalt bei nur 5 % liegt. Es macht schon einen Unterschied, ob man täglich 5 ml oder 30 ml ergänzen muss. Ein vermeintlich günstiges Öl kann so auch schnell teuer werden. Außerdem gilt es zu beachten, dass auch der Gesamtfettgehalt einer Ration mit einer höheren Ölmenge ansteigt.

Beim Kauf zählt Qualität, nicht Quantität!

Wie werden Basis-Öle dosiert?

Hunde: 0,2 – 0,3 ml Öl pro kg Körpergewicht/Tag oder 1 ml Öl/100g Futter (bei BARF)

Katzen: 1 – 2 ml tierisches Öl pro kg Komplettfutter (bei BARF)

Wieviel Vitamin E muss zugesetzt werden?

10 IE (= Internationale Einheiten) Vitamin E pro ml Öl

 

Gastbeitrag unserer ehemaligen Schülerin Andrea Ruhhammer.

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