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Der Osteopath und der Tierheilpraktiker

20. Mai 2020

Der Osteopath und der Tierheilpraktiker

Artikel unserer ehemaligen Schülerin Anja Lörmann.

In dieser Ausgabe der Verbandszeitschrift möchte ich einen informativen Überblick über das Berufsbild des Osteopathen abgeben. Möglichkeiten und Schnittstellen der Behandlungen innerhalb des Berufsbildes wie auch in der Zusammenarbeit zwischen dem Tierheilpraktiker und dem Osteopathen sollen aufgezeigt werden.

Beispielhaft für die vielen kompetenten Kolleginnen und Kollegen des Berufszweiges, möchte ich hier eine Kollegin aus dem nördlichen Märkischen Kreis vorstellen, mit der ich in komplexeren, ganzheitlichen Behandlungskonzepten eng abgestimmt erfolgreich zusammenarbeite. Die dabei erzielten Behandlungserfolge und Ergebnisse sind verblüffend – was im positivsten Sinne– dem Wohle des Patienten zugutekommt. In einem interessanten Interview stellt Jacqueline Zumdick sich, ihre Intentionen und das Berufsbild vor.

Die 27-jährige Therapeutin ist gelernte tiermedizinische Fachangestellte, die sich im Jahr 2010 zu einer 3-jährigen Ausbildung als Osteopathin für Pferde und Hunde an der Fachschule für Osteopathie nach Welter -Böller entschied. Einer ihrer Beweggründe liegt bei der passionierten Reiterin in der eigenen Erfahrung mit ihrem damaligen Pferd, welches an einer stark ausgeprägten Lordose litt und nicht mehr reitbar war. Beeindruckt von den Möglichkeiten der Osteopathie wurde der Wunsch selbst aktiv zu helfen, verstärkt.

Im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung, in der komplexere Krankheitsbilder therapiert werden, ist vielfach eine Zusammenarbeit zwischen Tierarzt, Osteopath, Physiotherapeut und Tierheilpraktiker von großem Nutzen.

Dabei sollten durch alle Beteiligten die oft durch Medialisierung geprägten Klischees wie z. B. die eines „Knochenbrechers“ ausgeräumt wie auch eine Verwechslung mit Chiropraktikern vermieden werden.

Doch wo liegt die Unterscheidung zwischen Osteopathie und Physiotherapie? 
Die Physiotherapie beschäftigt sich vorrangig mit den Weichteilen und den Maßnahmen zur Rehabilitation, Prophylaxe, während die Osteopathie sich mit Knochen- und Gelenksfunktionen auseinandersetzt. Jedoch kann bei der Osteopathie im Gegensatz zur Physiotherapie nicht präventiv gearbeitet werden, da der Körper ähnlich wie bei der Homöopathie zur Selbstheilung angeregt werden soll.

Dies geschieht durch sanftes Lösen von Blockaden, Lockerung der Faszien und der Muskulatur sowie der Einsatz der viszeralen Osteopathie, bei der Organblockaden beurteilt und behoben werden können.

Wo kann die Osteopathie helfen? 
Beispielhaft können beim Pferd Probleme in der Rittigkeit, dem Headshaking, Taktunreinheiten, Fehlgeburten ein Anlass für eine osteopathische Begutachtung sein. Die individuellen Behandlungskonzepte lassen sich auf andere Wirbeltiere wie z. B. den Hund übertragen. Hier kommen häufig Probleme beim Aufstehen und Ablegen, plötzliche Verhaltensauffälligkeiten sowie allgemeine Erkrankungen des Bewegungsapparates in Betracht.

Welche Grenzen sind der Osteopathie gesetzt? 
Generell vorerst ausgeschlossen von der osteopathischen Behandlung sind alle schwerwiegenden Erkrankungen, die einer weiteren Diagnostik (CT, MRT, Röntgen) sowie Operationen bedürfen. Auch bei Unfällen sollte Vorsicht geboten sein. Hier entscheidet ein guter Osteopath fallspezifisch und überweist ggf. an ein entsprechendes Fachgebiet.

Ähnlich dem Tierheilpraktiker kann der Osteopath durch erworbene Zusatzqualifikationen sein Behandlungsspektrum erweitern. Hierzu zählen unter anderem das Taping, die Akupunktur, die Faszientherapie, die craniosacrale Therapie und die manuelle Lymphdrainage.

Der Eignung entsprechend können spezielle Arbeitsmaterialien wie Faszienrollen, Akupunkturzubehör und Stäbchen aus Holz oder Messing die hauptsächlich manuelle Therapie ergänzen.

Wie kann ich mir die Behandlung vorstellen? 
Ob ein Haus- oder Praxisbesuch notwendig ist, hängt von der jeweiligen Tierart oder dem Therapeuten ab. Zu Beginn erfolgt ein ausführliches Anamnesegespräch, das ergänzt wird durch die exterieure Beurteilung des Tieres und eine Gangbildanalyse. Danach beginnt die eigentliche Behandlung, die ggf. eine erneute Analyse erforderlich machen kann. 
Das Abschlussgespräch zeigt eine mögliche Erforderlichkeit eines Trainingsplans. Die Behandlungsdauer beim Patienten beträgt durchschnittlich eine Stunde.

Wie kann ich mir eine Zusammenarbeit zwischen einem Tierheilpraktiker und einem Osteopathen vorstellen? 
Zuerst sollten die fachlichen Kompetenzen (bspw. Neuraltherapie, viszerale Therapie, Magnetfeldtherapie) hinsichtlich des Behandlungsansatzes geklärt werden. Ein Abgleich der angestrebten Therapiepläne sollte zeitnah abgestimmt erfolgen und ggf. in der Rekonvaleszenz angepasst werden. Erforderliche Vorabtherapien können in enger Zusammenarbeit den Zeitraum der Genesung des Tieres erheblich verkürzen oder optimieren.

Dieser kurze Ausblick soll in den nächsten Ausgaben in Form kleinerer Behandlungsbeispiele erweitert werden. An dieser Stelle möchte ich Frau Jacqueline Zumdick für das Interview noch einmal meinen herzlichen Dank im Namen der Redaktion und des Verbandes aussprechen.

Tierheilpraktikerin
Anja Lörmann
Feldmarkring 223
58640 Iserlohn

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